ENDZONE: Sorry, Mrs. Manning

„Das Glück ist ein Fohlen“, sagte der Tiger und verlor ein drittes Mal in Serie. Das Super Bowl-Märchen schlägt nach einer aufregenden Wildcard-Runde sein zweites Kapitel auf.

Autor:
Walter Reiterer (@footballaustria)

Seite 1 von 4  >>

Was war das für ein Wochenende!?

Wenn Smartphones nach einem Wildcard-Spiel so aussehen, dann war dieses entweder richtig gut, oder ganz mies. ©Walter Reiterer/instagram (Foto © Diverse)

Die Wild Cards starteten mit einem Tornado von einem Spiel in den Samstag, der zwar in Folge ein wenig nach ließ, in Summe aber blies es den Fans dreieinhalb richtig gute Playoff-Spiele in die Wohnzimmer, Kneipen und auf die Tribünen.

Kansas City gegen Indianapolis ist heute bereits ein Klassiker. Die zweitgrößte Aufholjagd der NFL-Geschichte, die gleichzeitig Veredelung und Bürde für Andrew Luck darstellt, kostete nicht nur Nerven, sondern mir auch ein Smartphone, welches ich, als enthusiasmiertes Springginkerl im Keller des Cafe Benno mit meinem Hinterteil in die ewigen iGründe beförderte. iOS vs. Knackarsch und am Ende die totale Verappleung der Chiefs.

Dem Quarterback der Indianapolis Colts unterliefen zahlreiche Fehler im Spiel, die er mit teils genialen, teils glücklichen Aktionen kompensieren konnte. Luck, das in dem Fall auch dem Tüchtigen gehörte, wobei die Chiefs alles andere als faul waren. Sie hatten, neben dem sympathischen Unvermögen einen Vorsprung von 28 Punkten im dritten Quarter nicht verwalten zu können, auch einiges an Unglück zu verkraften, was sie am Ende, um einen lächerlichen Punkt, eben nicht konnten. Neben Runningback Jamaal Charles fielen Head Coach Andy Reid Starter im Minutentakt aus. Irgendwann stand er, das stets nachdenkliche Walross, mit stoischer Miene an der Sideline und schien sich zu fragen: „Wen habe ich noch? Und was kann ich mit dem Personal eigentlich noch spielen?“

Das Ausscheiden hat am Ende auch etwas Befreiendes für die Kansas City Chiefs. Sie müssen nicht mit einer B-Mannschaft nach Foxborough zu den New England Patriots. Es ist nun der Ausflug der Colts, die mit einem neuen Wissen nach Massachusetts reisen, eines welches auch zu den fünf Tibetern des Duos Belichick/Brady gehört: „Wir können ein für alle verloren geglaubtes Spiel noch drehen!“ Ich bin gespannt, ob sich diese Haltung im Divisional Playoff durchschlägt und mentale Stärke auf mentale Härte im Gillette trifft. Mein Tipp: Overtime, NE.

Es läuft sich besser in den Playoffs

Unter der Aufregung dieses Auftaktspiels litt dann ein wenig die Nachtschwärmerei zwischen Philadelphia und New Orleans. Ein Spiel, dessen Klasse sich mir erst in der Wiederholung eröffnete, war man doch noch mental geplättet vom Geschehen davor und den 89 Punkten. Die Eagles konnten zwar ihren Plan, Drew Brees möglichst lange vom Feld fernzuhalten, nicht umsetzen, dafür zwei Turnovers durch Picks erzielen. Die Saints reagierten und agierten schlau, nahmen sich des Shady McCoy gut an und konnten auch mit der Offense die Eagles am Boden kontrollieren. 185 zu 85 Yards Rushing sprechen eine recht deutliche Sprache und sind Zahlen, die man vorher eher umgekehrt erwarten konnte, hatte Philadelphia auch die laufstärkste Offense (160 Yards im Saisonschnitt) und New Orleans eine der schwächsten (92).

So verdichtete sich alles auf einen letzten Drive der Saints bei einer Führung von zwei Punkten für die Eagles. Die Vorentscheidung fiel bereits beim Kick-Return, denn zu einem an sich schon langen Return von Darren Sproles kam noch eine 15 Yards-Strafe wegen eines Horse Collars dazu. Die Saints starteten so an der gegnerischen 48 ein humorloses und zeitverschwenderisches Pflichtprogramm über drei First Downs und weitere 34 Yards. Aus kurzer Distanz besiegelte Kicker Shayne Graham dann das Schicksal Philadelphias und bescherte den Seinen eine Reise nach Washington. Das C-Link in Seattle gehört nun aber eher nicht zu den bevorzugten Destinationen von New Orleans. Vor sechs Wochen wurden die Saints eben dort mit einer 7:34 Ohrfeige wieder nach Haus geschickt, 2010 bestritt man an der Stelle ein Wildcard-Spiel, welches die Seahawks, damals noch ganz ohne Russell Wilson, im Biest-Modus von Marshawn Lynch gewannen. Das sieht auf den ersten Blick gar nicht so gut aus für New Orleans und eigentlich tut es das auch nicht auf den zweiten. Die Seahawks sind außerdem jene 50 Prozent, die von meinem Super Bowl-Tipp (CIN-SEA) übrig geblieben sind, daher werden sie ins Conference Final vordringen. Mein Tipp: +2TDs SEA.